Kinderkrebs ist für alle eine Herausforderung

Jährlich erkranken in der Schweiz etwa 350 Kinder und Jugendliche an Krebs. Viele von ihnen sind weniger als fünf Jahre alt. Die Heilungschancen stehen mittlerweile gut. Aber Krebs ist hierzulande die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Über einige Hintergründe sprachen wir mit Prof. (em.) Dr. med. Volker Dittmann und Paul Castle*.

Wie ist es für eine Familie, wenn ein Kind die Diagnose «Krebs» bekommt?

Paul Castle: Der Alltag steht sofort Kopf. Die Behandlung dauert mehrere Monate und ist für das Kind sehr anstrengend. Es braucht die Eltern viel im Spital. Obwohl Betreuungsferien seit kurzem gesetzlich neu geregelt sind, muss Vater oder Mutter oft beruflich zurückstecken. Die Geschwister sind traurig, verängstigt und oft auch eifersüchtig. Neben den emotionalen Problemen machen Eltern auch die vielen Rechnungen zu schaffen. Die Krankenkassen übernehmen bei weitem nicht alle Kosten. Viele Familien geraten in eine Notlage.

Aber die Eltern wissen, dass ihr Kind wahrscheinlich überleben wird…

Bei vielen Krebsformen, ja. Heute überleben acht von zehn Kindern – in meiner Jugend waren es nur halb so viele. Aber es stirbt immer noch jedes fünfte Kind. Und eben: Die Therapie ist intensiv und hat starke Nebenwirkungen. Viele ehemalige Patient* innen leiden unter Spätfolgen. Überleben ist eine Sache, gute Lebensqualität eine andere.

Wenn die Behandlung so grosse Fortschritte gemacht hat, warum bleibt die Forschung so wichtig?

Prof. (em.) Dr. med. Volker Dittmann: Damit in Zukunft alle Kinder ihren Krebs überleben und eine hohe Lebensqualität geniessen. Die entsprechende Forschung hat viele Facetten. Molekulare Grundlagenforschung entschlüsselt die Ursachen, klinische Forschung befasst sich mit Therapien. Andere Teams untersuchen z.B. die Wirkung von kindlichen Abwehrzellen auf Tumoren. Die Erforschung der Nachsorge verringert die Spätfolgen. Leider kann man nicht einfach das Wissen über Erwachsenenkrebs auf Kinder «umrechnen». Ältere Menschen erkranken oft an anderen Krebsarten. Weil insgesamt wenige Kinder pro Land an Krebs erkranken, braucht es für aussagefähige Forschung grosse internationale Studien. Solche Forschung ist sehr teuer; Kinderspitäler können die Kosten allein nicht stemmen.

… und stehen auch sonst unter hohem Finanzdruck…

Das stimmt. Der Gesundheitstarif Tarmed definiert auf die Minute genau, was die Kassen bezahlen dürfen. Kranke Kinder brauchen aber oft mehr Zuwendung als Erwachsene. Kinderkrebs- Abteilungen widmen sich der optimalen Behandlung und Betreuung – was oft mehr kostet, als sie abrechnen können. Man sieht also: Kinderkrebs stellt unsere Gesellschaft vor viele Herausforderungen. Deswegen ist das Ziel unserer Stiftung breit und umfassend: Wir wollen die verschiedenen finanziellen Lücken schliessen helfen, die bei Kinderkrebs noch klaffen – für Familien, Forschende und Betreuende.

*Prof. (em.) Dr. med. Volker Dittmann ist ehrenamtlicher Geschäftsführer und Paul Castle, Vater eines von Krebs geheilten Sohnes, ist Vize-Präsident unseres Stiftungsrats.

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